Es ist ein goldener und warmer Oktober-Sonntag als wir uns auf den Weg nach Todendorf machen, ein kleines Dorf im Landkreis Rostock. Von hier hatte uns ein „Hilferuf“ des kleinen Ben erreicht.
Angekommen in der mecklenburgischen Idylle erwartet uns eine Familie, von der man nicht ahnt, was für ein Schicksal sie verarbeiten muss.
Ben und seine Mama kommen aus dem Garten. Es ist Mittagszeit und Ben ist etwas müde vom Spielen. Ganz normal für einen Dreijährigen. Als wir ins Haus gehen, wird deutlich, dass Ben ein „besonderer“ Dreijähriger ist. Sein Kopf ist kahl und gezeichnet von einer großen Narbe. Es ist das Zeichen dafür, dass dieser Junge in seinem bisher kurzen Leben schon sehr viel erlebt hat…
Vor knapp einem Jahr – Ben war gerade 2 Jahre alt – bemerkten die Mutter und die Großeltern, dass etwas mit dem Kleinen nicht stimmt.
Die Mama berichtet uns, dass er sich öfter an den Kopf fasste und „Aua“ sagte. Zudem fielen plötzlich Gangunsicherheiten auf. Was daraufhin folgte, waren häufige Untersuchungen und langwierige Krankenhausaufenthalte und schließlich die Diagnose: Hirntumor. Ein sogenannter embryonaler Tumor, der aus extrem unreifen und undifferenzierten Zellen des Zentralnervensystems entsteht und daher extrem schnell wächst. Diese Tumoren kommen im Kindes- und Jugendalter sehr selten vor. Sie machen insgesamt etwa 5 % aller Tumoren des Zentralnervensystems aus. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 10 bis 15 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren neu an einem solchen embryonalen Tumor, die meisten in den ersten vier Lebensjahren. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.
Ben interessiert sich für diese Statistik nicht. Auf unsere Frage macht er sehr klar deutlich, dass es ihm gut geht und er uns unbedingt sein Zimmer zeigen möchte. Also folgen wir ihm. Es freut uns besonders, ihn laufen zu sehen, denn die Mutter hatte uns im Vorgespräch erzählt, dass er nach der ersten Operation im Rollstuhl saß und erst mühsam wieder laufen lernen muss. Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass er nun schon wieder an der Hand seiner Lieben erste Schritte alleine machen kann.
In seinem Zimmer zeigt uns Ben stolz sein „Feuerwehr-Bett“ – er hatte es sich während der ersten Therapie gewünscht und schläft nun seit einigen Tagen allein in dem großen roten Auto.
Die Mutter und Großmutter berichten uns, dass die Erkrankung von Ben das Familienleben stark belastet. Die Mutter ist seit Anfang des Jahres krank geschrieben und war mit Ben zur Therapie im Frühjahr für mehrere Wochen in Essen. Dort erhielt Ben eine spezielle Protonentherapie – eine besondere und sehr schonende Variante der Bestrahlung. Auch erzählen die beiden, dass am nächsten Tag ein weiterer Zyklus der Chemotherapie beginnt.
Ben wird unser Gespräch zu langweilig und er fordert sich unsere Aufmerksamkeit ein. Er erzählt uns von einem ganz besonderen Wunsch:
Ben wünscht sich ein Baumhaus. Am liebsten eines mit einer Küche, damit er seine Mama, seine Großeltern und seinen Onkel zum Erdbeerkuchen einladen kann.
Diesen Wunsch hatte uns die Mutter bereits telefonisch übermittelt. Nachdem wir dem Publikum beim Benefizkonzert am 19. Oktober Bens Geschichte erzählt hatten, ergab sich hier für uns bereits die Gelegenheit ein solches Baumhauses.
Entsprechend groß ist die Freude, als wir Ben an diesem Tag Fotos von „seinem“ Baumhaus zeigen können. Er strahlt über das ganze Gesicht.
Jetzt muss nur noch der Transport von der Insel zu Ben organisiert werden.
Wir suchen nun Hilfe. Vielleicht finden wir einen Sponsor oder einen Helfer, der der Familie beim Transport des Baumhauses hilft.
Wir hoffen, dass wir Ben mit diesem Häuschen einen langersehnten Wunsch erfüllen können. Durch den persönlichen Kontakt merken wir deutlich, wie wichtig ihm dieser Rückzugsort ist. Ein Platz, an dem er für sich sein kann und sich geborgen fühlt…
Nachtrag November 2018: Wir haben es geschafft! Vor wenigen Tagen war es soweit: Der Wunsch von Ben ging in Erfüllung. Dank der großen Unterstützung mehrerer ehrenamtlichen Helfer konnte der Transport organisiert werden und Ben hat sein Baumhaus bekommen.