Endlich! Angekommen in der 6 Millionen Metropole, dem Herzstück von Brasilien…
Die gelbe Taxischlange in der lauen Sommerluft vor dem Flughafen verriet uns einen Hauch brasilianischen Treibens…aber wir warteten geduldig auf „unseren“ Taxifahrer, den uns Elisabeth als einen ehrlichen empfahl.
Keiner verstand einander, aber wir kamen auf direktem Weg zu unserem Hotel, einem architektonischem Meisterstück portugiesischer Baukunst…
Es war ein „MUSS“, dass wir uns im Restaurant dem Flair des quirligen Publikums hingaben und einen gut gemischten Caipirinha genossen…
Am nächsten Morgen ging es mit Paulos Taxi zur schönsten Kirche Rio de Janeiros, zum Mosteiro de São Bento zur Messe, die mit einem gregorianischen liturgischen Gesang überzeugte. Die Kirche glänzte in ihrem üppigen Gold inmitten barocker Stilelemente. Die Kirche, die vom 1641 gegründeten Kloster auf einer Anhöhe zu erreichen war, war übervoll.
Dort herausgeschlichen passierten wir inmitten dicker Regentropfen den Weg nach unten zum Centro Cultural Banco Brasil, zur Igreja da Cadelaria, zur berühmten Confeitaria Colombo, die leider geschlossen war, zum Teatro Muncipal, einem Prachtbau von 1906, der ganz der Pariser Oper nachempfunden ist.
Wie eigenartig unser Gefühl, dass in diesem fernen Land so viele deutsche Wurzeln vorhanden sind. So stehen in goldenen Lettern neben Verdi unter anderem Wagner und Goethe…da heißt es für einen Wimpernschlag der Geschichte, den eigenen Atem anhalten…und man ist schon so ein bisschen stolz auf die Heimat, in der so oft gejammert und geschimpft wird…
Dennoch mußten wir uns die eine und andere Träne wegwischen, bei dem Elend, welches wir vor den üppig vergoldeten Kirchen und den prachtvoll renovierten historischen Bauten sahen…
Alte Menschen, die sich gerade aus dicken Bettdecken herausschälten, weil sie irgendwie am Leben teilnehmen müssen…Pubertierende, die auf Matratzen lagen und im Tiefschlaf nicht wußten, wo sie hingehörten. Hungernde Menschen, die im Schnellrestaurant um Essen bettelten und sich beim Herausgehen die liegengebliebene Nudel vom Nachbartisch in dem Mund schoben…uns kamen die Tränen…wir verstanden die Welt nicht mehr…ein Land, welches vor Reichtum platzen könnte!!! Zu heftig sind für uns die Gegensätze zu Deutschland! Die Solidarität und die sozialen Sicherungssysteme, die es in unserem Land für solche Menschen gibt, gibt es in keinem anderen Land der Welt. Auf harte Art und Weise wird uns bewusst, dass viele Menschen diese Sicherheit bisher zu wenig zu schätzen wissen und wir endlich anfangen müssen, die Solidarität und das MITEINANDER auch zu leben!!!
Um die Mittagszeit kam Paulo, um uns abzuholen (nach deutscher Pünktlichkeit!), um mit uns zum Hippiemarkt nach Ipanema an den Strand zu fahren. Schließlich sollen wir keine U-Bahn benutzen und auf keinen Fall allein durch Rio fahren…Tja und auch wenn der Hippiemarkt als DER Markt und ein MUSS in Rio angepriesen wurde, waren wir beide der Meinung, dass es nichts weiter als ein größerer Flohmarkt war…unsere Erwartungen wurden leider nicht erfüllt…
Zum Abschied gab es noch den Strand von Ipanema, mit den „Girls von Ipanema“: eine durch das herrliche Panorama bestechende Bucht, mit Gischt schäumende Wellen, ein breiter Strand mit einem leider tränenden Abendhimmel und erschöpften deutschen Wanderern, die zurück im Hotel den Abend mit einem zünftigen Caipirinha beendeten und noch viel über die Eindrücke des ersten Tages in Rio de Janeiro fachsimpelten…