Reisebericht aus Brasilien

Gedanken zu Brasilien

Wir sind zurück in Deutschland….Es gibt viele Informationen, die wir bekommen haben oder auch Kleinigkeiten, die uns in den vergangenen 3 Wochen Brasilien aufgefallen sind.
Diese tragen ebenso wie die Besuche in den verschiedenen Kinder-Projekten zu unserem Gesamteindruck dieses wundervollen Landes bei.

Die Liste unserer Gedanken ist nicht vollständig und im Zweifel sehr subjektiv, aber es sind unsere Beobachtungen der letzten Tage…

KLIMA
…wenn es regnet, regnet es richtig. Die Straßen stehen dann binnen Sekunden unter Wasser.

…Moskitos nerven, gerade auch deshalb, weil wir nicht wissen, ob sie zu Dengue oder Zika gehören.

ESSEN
…ein Mittag- oder Abendessen ohne Reis, Bohnen und VIEL Fleisch ist kein Essen. Gleiches gilt für süße Nachspeisen. Diese gehören unbedingt zu jedem Essen dazu, auch zum Frühstück.

…neben Frühstück, Mittagessen und Abendessen gibt es noch das 2. Frühstück, den Snack am Nachmittag (süß oder salzig) und Kaffee…und je nach Laune auch noch einen Snack zur Nacht-wohlgemerkt „brasilianischer Snack“… in Deutschland würde man dazu vollständige Mahlzeit sagen.

…Brasilianer lieben „Self-Service“-Restaurants. In diesen zahlt man entweder wie in unseren Buffettrestaurants pro Person („all you can eat“) oder pro Kilo („Kilo-Restaurants“).

…Maniok gehört zu jedem Essen. Egal, ob gekocht, gebraten, gegrillt, frittiert oder als Pulver. Warum, kann uns keiner erklären. Ist einfach so…

LEUTE
…Brasilianer lieben ihre Mittagspause und das Nickerchen über die Mittagszeit. Wahrscheinlich ist dies mit dem feucht-warmen Klima zu erklären.

…die Familie ist unglaublich wertvoll und der Zusammenhalt innerhalb der Familien wird sehr groß geschrieben.

…Kinder sind das höchste Gut und soweit möglich, wird versucht, ihnen möglichst viel Bildung und Betreuung zukommen zu lassen.

…die Wärme und Herzlichkeit der Menschen ist unbeschreiblich groß.Egal, ob man sich kennt, wird zur Begrüßung einander um den Hals gefallen, nicht einfach nur auf Abstand die Hand gegeben.

…DAS sportliche Brasilien existiert nicht.

…der Trend zum „schnellen Geld“ über den Fußball ist spürbar. Viele Kinder träumen von einer Karriere in Europa.

…Kinder lieben, wie in Europa, das Fast Food, Handy und PC sowie die Bewegungslosigkeit.

…die Menschen sind sehr religiös. Kirchen gibt es überall, allerdings ist deren Glaubensauslegung nicht immer eindeutig der katholischen Kirche zuzuordnen. Orgeln sind eher selten. Hier findet man dagegen häufiger ein Schlagzeug in der Kirche.

…Mütter im Alter von 12 Jahren sind hier keine Seltenheit.

…jeder 2. in Brasilien ist übergewichtig. Und geschätzt war auch jede 2. Frau schon beim Schönheitschirurgen.

…Toleranz, Miteinander, Respekt füreinander und Kinderliebe sind die prägenden Werte der Menschen.

…kaum jemand spricht Englisch. Orts- oder Zeitangaben, die man von Hotelmitarbeitern oder Mitarbeitern von Touristeninfos bekommt, sollte man besser nicht vertrauen.

Weitere Gedanken…

Rio de Janeiro – Sonntags eine menschenleere Stadt

Endlich! Angekommen in der 6 Millionen Metropole, dem Herzstück von Brasilien…
Die gelbe Taxischlange in der lauen Sommerluft vor dem Flughafen verriet uns einen Hauch brasilianischen Treibens…aber wir warteten geduldig auf „unseren“ Taxifahrer, den uns Elisabeth als einen ehrlichen empfahl.
Keiner verstand einander, aber wir kamen auf direktem Weg zu unserem Hotel, einem architektonischem Meisterstück portugiesischer Baukunst…
Es war ein „MUSS“, dass wir uns im Restaurant dem Flair des quirligen Publikums hingaben und einen gut gemischten Caipirinha genossen…
Am nächsten Morgen ging es mit Paulos Taxi zur schönsten Kirche Rio de Janeiros, zum Mosteiro de São Bento zur Messe, die mit einem gregorianischen liturgischen Gesang überzeugte. Die Kirche glänzte in ihrem üppigen Gold inmitten barocker Stilelemente. Die Kirche, die vom 1641 gegründeten Kloster auf einer Anhöhe zu erreichen war, war übervoll.
Dort herausgeschlichen passierten wir inmitten dicker Regentropfen den Weg nach unten zum Centro Cultural Banco Brasil, zur Igreja da Cadelaria, zur berühmten Confeitaria Colombo, die leider geschlossen war, zum Teatro Muncipal, einem Prachtbau von 1906, der ganz der Pariser Oper nachempfunden ist.
Wie eigenartig unser Gefühl, dass in diesem fernen Land so viele deutsche Wurzeln vorhanden sind. So stehen in goldenen Lettern neben Verdi unter anderem Wagner und Goethe…da heißt es für einen Wimpernschlag der Geschichte, den eigenen Atem anhalten…und man ist schon so ein bisschen stolz auf die Heimat, in der so oft gejammert und geschimpft wird…
Dennoch mußten wir uns die eine und andere Träne wegwischen, bei dem Elend, welches wir vor den üppig vergoldeten Kirchen und den prachtvoll renovierten historischen Bauten sahen…
Alte Menschen, die sich gerade aus dicken Bettdecken herausschälten, weil sie irgendwie am Leben teilnehmen müssen…Pubertierende, die auf Matratzen lagen und im Tiefschlaf nicht wußten, wo sie hingehörten. Hungernde Menschen, die im Schnellrestaurant um Essen bettelten und sich beim Herausgehen die liegengebliebene Nudel vom Nachbartisch in dem Mund schoben…uns kamen die Tränen…wir verstanden die Welt nicht mehr…ein Land, welches vor Reichtum platzen könnte!!! Zu heftig sind für uns die Gegensätze zu Deutschland! Die Solidarität und die sozialen Sicherungssysteme, die es in unserem Land für solche Menschen gibt, gibt es in keinem anderen Land der Welt. Auf harte Art und Weise wird uns bewusst, dass viele Menschen diese Sicherheit bisher zu wenig zu schätzen wissen und wir endlich anfangen müssen, die Solidarität und das MITEINANDER auch zu leben!!!
Um die Mittagszeit kam Paulo, um uns abzuholen (nach deutscher Pünktlichkeit!), um mit uns zum Hippiemarkt nach Ipanema an den Strand zu fahren. Schließlich sollen wir keine U-Bahn benutzen und auf keinen Fall allein durch Rio fahren…Tja und auch wenn der Hippiemarkt als DER Markt und ein MUSS in Rio angepriesen wurde, waren wir beide der Meinung, dass es nichts weiter als ein größerer Flohmarkt war…unsere Erwartungen wurden leider nicht erfüllt…
Zum Abschied gab es noch den Strand von Ipanema, mit den „Girls von Ipanema“: eine durch das herrliche Panorama bestechende Bucht, mit Gischt schäumende Wellen, ein breiter Strand mit einem leider tränenden Abendhimmel und erschöpften deutschen Wanderern, die zurück im Hotel den Abend mit einem zünftigen Caipirinha beendeten und noch viel über die Eindrücke des ersten Tages in Rio de Janeiro fachsimpelten…

 

 

Projekt ist nicht gleich Projekt…

Während des Besuchs bei Passos da Criança wurde uns klar, dass dieses Projekt aus einem größerem Projekt für Strassenkinder hervorgegangen ist.
Adilson, der Gründer von Passos, war früher selbst ein Strassenkind und wuchs in der „Chácara Meninos de 4 Pinheiros“ (Jungen der 4 Kiefern) auf.
Er lud uns ein, diese Chácara zu besuchen.
Also trafen wir uns um 9.30 Uhr und fuhren gemeinsam mit Dominique, einer Praktikantin aus der Schweiz, auf das Land…die Chácara liegt ca. 1,5 Stunden von Curitiba entfernt, irgendwo im brasilianischen Regenwald in einem kleinen Dorf. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist eine Busverbindung. Aber selbst der Weg zur Bushaltestelle an der viel befahrenen Hauptstraße dauert zu Fuß knapp 25 Minuten.

Angekommen in der Chácara erinnert uns zunächst nichts an das versprochene Landhaus. Vielmehr erwartet uns ein Gelände mit Zweckbauten aus Beton, das eher an ein Jugendlager aus früheren Zeiten erinnert – ein Vielzweckgebäude als zentraler Punkt, daneben die Wäscherei und zwei Häuser mit Schlafräumen.

In der Chácara leben nur Jungs. Maximal ist das Objekt für 80 Kinder und Jugendliche ausgelegt, aktuell sind es nur 34…letzte Woche sind 3 abgehauen und nicht wieder gekommen. Der momentan Jüngste ist 11 Jahre alt, alle bleiben bis zu ihrem 18. Geburtstag hier. Aufgenommen werden Jungen ab dem 7. Lebensjahr. Die meisten haben bereits eine „Karriere“ als Strassenkind hinter sich. Viele auch schon Drogensucht und einen Entzug. Was mit den Jungen nach der „Entlassung“ aus der Chácara passiert, ist nicht klar. Es gibt einige wenige positive Beispiele, wie Adilson, aber viele Jungen gehen zurück auf die Strasse.
Zunächst werden wir zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Alle Jungs sollen teilnehmen, doch schnell merken wir, dass es hier mit den Pflichten der Jugendlichen nicht so Ernst genommen wird. Von den 34 Jungen sind vielleicht 15 anwesend. In der Runde sollen zunächst alle ihre Träume und Wünsche benennen. Auch hier merken wir, dass die Jungen in diesem Projekt viele Freiheiten haben – während der Runde laufen einige hinaus, andere kommen später hinzu und verschwinden kommentarlos wieder. Die Träume der Jungen sind vielsagend. Samuel, ein grossgewachsener Junge, der erst seit kurzem wegen familiärer Probleme im Projekt ist, wünscht sich eine Familie, die er nie hatte. Victor, ein dunkelhaariger cleverer Junge, träumt davon, eines Tages Arzt zu werden, ohne zu wissen, was für einen Weg er bis dahin bestreiten müßte…Gabriel, mit 11 Jahren der Jüngste in der Chácara, möchte zurück in seine Heimatstadt nach Sao Paulo. Andere wollen Fußballprofi oder Automechaniker werden.
Beim Gespräch mit den Verantwortlichen hinterfragen wir, ob und wie auf diese Wünsche der Jungen eingegangen wird. Wir haben das ungute Gefühl, dass die Träume der Jungen,Träume bleiben werden, denn es scheint, als würde wenig unternommen, die Jugendlichen in ihren Wünschen zu unterstützen oder ihnen zu verdeutlichen, dass ihre Berufswünsche mit viel Eigenmotivation und Anstrengung verbunden sind…Wir sehen nur bei wenigen Jungen wirklich die notwendige Eigendisziplin, für ihre Träume zu kämpfen. Und auch bei den Erziehern und Therapeuten im Projekt scheint eine gewisse Gleichgültigkeit und Resignation vorhanden…im Gespräch wird unser Gefühl verstärkt, dass vielmehr ÜBER die Jungen als MIT ihnen geredet wird. Beide Seiten scheinen nur in geringem Maß ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.
Beim anschließenden Rundgang über das Gelände offenbart sich die typische Lethargie und Gleichgültigkeit, die wir in den letzten Tagen häufig beobachtet haben…bröckelnde Farbe an den Wänden, übel riechende Waschräume und Toiletten, unaufgeräumte Einzel- bis 4-Bett-Zimmer. Für uns ist nicht klar, warum es den Erziehern nicht gelingt, die Jungs zu einfachen Aufräum- oder Verschönerungsarbeiten zu motivieren.
Vieles, nein eigentlich alles, wird mit der „besonderen Situation“ der häufig drogenabhängigen Strassenkinder erklärt, in der man von den Jugendlichen nichts erwarten dürfte. Für uns sind dies alles keine Erklärungen für die Zustände in der Chácara. Für uns ist klar, dass es hier nicht darum geht, die Jugendlichen wieder in die Gesellschaft zu integrieren, sondern sie einfach nur bis zu ihrer Volljährigkeit zu beherbergen. Was nach dem 18. Geburtstag mit den Jungen passiert, scheint den meisten egal. Einigen wird eine Ausbildung vermittelt. Dies sind die positiven Beispiele, die an diesem Tag häufig hervorgehoben werden und die zumindest nach außen als Rechtfertigung für das Tun im Projekt dienen. Die allermeisten Jungs verlassen die Chácara jedoch ohne jede Perspektive auf ein normales Leben…sie gehen zurück auf die Straße, zurück in die Obdachlosigkeit, die Drogensucht, die Beschaffungskriminalität…

 

 

Adilson Pereira de Souza – ein stiller Held in den Armenvierteln von Brasilien

Ein großes Schild „Herzlich Willkommen“ hängt sichtbar an den Gitterstäben eines blauen Tores vor dem Projekt für Straßenkinder, welches wir heute besuchen.

Uns begrüßt ein Enddreißiger, gezeichnet vom Leben, aber mit einer Freundlichkeit, wie sie hier in Brasilien an der Tagesordnung zu stehen scheint…
„Passos da Criança“ (auf deutsch in etwa „Schritte der Kinder“), sein Lebenswerk!
Den Namen konnten die in dieses Projekt aufgenommenen Kinder selbst bestimmen- ein bewußtes Miteinander! So sollen die Kinder unter anderem das Gefühl vermittelt bekommen, eine Stimme zu haben. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein im Kampf gegen ihre Perspektivlosigkeit in den Favelas von Brasilien. Einen Namen zu haben, ein Mitspracherecht, lernen und entscheiden zu dürfen…
Adilson und seine, teilweise auch in den Elendsvierteln, aufgewachsenen Mitarbeiter führten uns durch das Objekt und machten uns mit den Arbeitsbedingungen bekannt. Der Ursprung war eine Hinterhofgarage, in denen die Kinder von der Straße weg geholt wurden von Drogen, Prostitution und Kriminalität. Im Projekt wird ihnen eine Bleibe für Schularbeiten, Essen und menschliche Wärme gegeben. Durch Spenden konnten sich die Räumlichkeiten vergrößern und es bot sich Platz für mehr Kinder.
„Jedes Kind mehr, welches durch uns von der Straße geholt wird und eine Familie bekommt, macht uns stolz“, so Adilson…
Voller Hochachtung unterstützt KinderLachen009 Rügen die Arbeit dieser engagierten jungen Menschen, die tagtäglich ihren Kampf um verwahrloste und gefallene Kinderseelen kämpfen…

 

 

Unendliche Weiten

In der vergangenen Woche durften wir den Alltag in Rolandia, einer Stadt mit 65.000 Einwohnern, ein wenig näher kennenlernen. Dabei merkten wir, dass sich hier die Menschen sowohl für den Job, die Uni, den Einkauf oder das kulturelle Leben eher in Richtung von Londrina, der nahelegenden Großstadt orientieren.

Zusätzlich wollten wir das Leben der Landbevölkerung in den kleinen Dörfern kennenlernen. Daher fuhren wir mit Jacqueline zunächst Bartira. Ein wirklich sehr kleines Dörfchen vor den Toren der Stadt. Auf dem Weg dorthin fahren wir über kilometerlange Feldwege, mit der für die Region typischen roten Erde. Jacqueline erzählt, dass diese Region die fruchtbarste des gesamten Bundesstaates ist.
Das Dorf selbst ist geprägt von alten Holzhäusern, der typische Baustil auf dem Land und Zeichen von Armut.
Im Zentrum des Dorfes steht die Kirche. Man merkt schnell, wie auch hier die Religion das Leben bestimmt. Ebenfalls auffällig ist die Lethargie der Menschen. Sie sitzen teilnahmslos in den Vorgärten oder vor dem kleinen Posthaus. Wir haben den Eindruck, dass nur wenige den Weg aus diesem Dorf, geschweige aus diesem Leben schaffen…

Ganz anders ist die Situation in São Martinho. Dies ist ein relativ großes Dorf und weithin bekannt für die Produktion typisch brasilianischer Würstchen. In diesem Dorf haben viele Arbeit, viele pendeln nach Rolandia oder Londrina. Es ist eines der wohlhabenden Satelliten-Dörfer kurz vor der Stadt.
Hier sehen wir kaum Menschen auf der Straße. Wir besuchen die katholische Kirche. Prächtig geschmückt und ordentlich gepflegt. Sogar ein Kulturzentrum gibt es hier für Feste und Veranstaltungen.
Wir fahren über lange Feldwege zurück nach Rolandia. Zwei Dörfer, zwei getrennte Welten.

 

 

Sonntag, Wochenende einer brasilianischen Familie…

Der einzige freie Tag in der Woche unserer brasilianischen Familie beginnt mit einem täglichen Frühstück, welches sich nicht von dem in der Woche unterscheidet…
Entweder geht man gemeinsam zum Gottesdienst oder man gehört verschiedenen Kirchen oder Sekten an, dann natürlich unabhängig voneinander…
Wir waren Gast einer spirituellen Gemeinschaft, der unsere Gastgeberin angehört. Die Kinder werden parallel zu den Erwachsenen „geschult“. Zunächst das Gebet, danach wird der Glaube im Gespräch als Geschichte, singend oder auch tanzend, übermittelt. Zum Schluss wird gemeinsam gemalt oder gebastelt. Und zwischendurch geschieht die spirituelle „Übergabe von Energie“…
Nach dem Ende besuchten wir das Haus des Bruders von Jaqueline, in dem für die gesamte Familie (12 Mitglieder) und uns gekocht und gegrillt wurde.
Es folgte eine uns ganz berührende Zeremonie.
Das Oberhaupt der Familie, Opa da Silva, stellte den Familienstammbaum vor und leitete dazu über, dass wir, Christin und ich von Stund‘ an auch zur Familie gehören und nun den Beinamen „da Silva“ tragen dürfen. Diese Ehre wurde uns zuteil, weil alle meinten, dass wir „Gutes“ tun, Respekt leben und andere Menschen durch unser Tun bereichern. Werte, die die Familie auch lebt…Allen kullerten die Tränen, weil es so etwas in dieser Familie anscheinend noch nie gab…
Danach wurden wir, wie hier üblich, durch das Haus geführt (wir meinen aus Stolz) und der Garten, der mit opulenten Sukkulenten und Orchideenbäumen wunderschön gestaltet war.
Zurückgekehrt wurde die obligate „Siesta“ (Mittagsruhe) eingehalten, um dann in das größte Shoppingcenter nach Londrina zu fahren. Das ist nur etwas für Menschen, die sich so etwas leisten können und es wird gern gemacht und als Entspannung angesehen.
Den Tag beendeten wir mit einer Pizza mit Bambus und Salami bei einem Glas Bier und einer Videoshow von Sängern aus dem letzten Jahrhundert …was für ein Tag!!!

Kirche, Kinder, Familienessen mit allen, Familienaufnahme, Haus und Gartenbesichtigung, Shoppingtour, Pizza und Spendenübergabe.
Und zum Schluss noch die Besichtigung des kleinsten Platzes der Welt…mit Eintrag im Guiness Buch der Rekorde…der „Praça“ – geschätzt 6 Quadratmeter groß.

Zu Besuch in der Uni und der Uniklinik

Nachdem wir Anfang der Woche bereits das kleine Regionalkrankenhaus „Hospital Sao Rafael“ in Rolandia besucht haben, wollten wir nun mehr über die Gesundheitsversorgung in Erfahrung bringen.

Ana Gabriela, die Tochter von Jacqueline, lud uns ein, gemeinsam mit ihr die Universität und das Universitätsklinikum in Londrina zu besuchen.

Die „Universidade Estadual de Londrina“ wurde 1970 gegründet und hat heute ca. 17000 Studenten. Der Campus ist riesig und gleicht einer eigenen kleinen Stadt in der Großstadt mit eigenen Restaurants und Banken. Die Studenten kommen aus ganz Brasilien hierher, so unter anderem aus Sao Paulo, Curitiba oder Bahia.

Das Universitätsklinikum befindet sich nicht auf dem Campus, sondern liegt etwas außerhalb.

Gemeinsam mit Gabriela besichtigten wir ein modernes und gut organisiertes Labor. Hier werden Untersuchungen der verschiedenen Körperflüssigkeiten gemacht. Uns beeindruckte, auf was für einem kleinen Raum hier gearbeitet wird. Die Geräte sind mit dem Standard in deutschen Laboren absolut vergleichbar. Im Gespräch mit Gabriela und einigen Angestellten lernen wir,  dass in Brasilien nicht alle Krankenhäuser über ein eigenes Labor verfügen. Vor allem die kleineren, regionalen Häuser nutzen Labore, die zum Teil in weit entfernten Städten sind….das ist bei Notfällen ein enormes Problem.

Gleichzeitig stellten wir fest, wie weit Theorie und Praxis in diesem Land auseinander driften bzw. mit Willkür und Unlogik hier Gesetze gemacht werden. Ein Beispiel: Der in Deutschland wichtige Alkoholtest im Blut nach Unfällen oder bei auffälligem Verhalten im Straßenverkehr,  ist in Brasilien nicht erlaubt, da es sich um eine Körperverletzung handelt, zu dem eine Zustimmung der Person vorliegen muss. Hier muss niemand die Zustimmung zu einem Test geben, der ihm ein Fehlverhalten nachweisen kann….Der Arzt, der den Test durchführt, würde sich strafbar machen. Ein Irrsinn, den man nicht verstehen kann oder muss…

Danach besuchten wir das Universitätsklinikum. Dieses ist das größte Krankenhaus im Umkreis und verfügt über alle Fachabteilungen. Beim Rundgang über die Flure fallen uns vor allem die extremen Unterschiede in der Modernität des Gebäudes auf. Das Klinikum wird derzeit teilweise renoviert. Dennoch erschreckt uns der Zustand des bisher noch nicht modernisierten Teile. Dieser Zustand ist aus unserer Sicht unterster Standard und wir hätten es so in einer Universität nicht erwartet.

Auf den Stationen wird uns erklärt,  dass diese hier in Brasilien nach dem Geschlecht, nicht wie in Deutschland, nach Fachabteilungen (Innere, Chirurgie usw.) gegliedert sind. So gibt es Stationen für Frauen und andere für Männer.

Es schloss sich die Besichtigung des  ambulanten Teiles an. Dieser ist nur bis 17 Uhr geöffnet und funktioniert wie eine normale Ambulanz in Deutschland. Hier erfuhren wir, dass das System der Versorgung in  Brasilien dreiteilig ist.

Auf der unteren Ebene gibt es die „Clinics“, ambulante Versorgungszentren. Soweit wir es verstehen, sind diese mit dem Prinzip der Poliklinik oder der Medizinischen Versorgungszentren zu vergleichen. Einzelne, niedergelassene Ärzte, wie in Deutschland, gibt es hier nicht.

Neben den Clinics gibt es die Regionalkrankenhäuser (oder Kreiskrankenhäuser) wie das in Rolandia und schließlich die großen Universitätskliniken.

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7. Tag, Kinderprojekte von und mit Giovane Elber

Heute beginnt ein Tag voller Erwartungen…Giovane Elber, ehemals gefeierter Fußballstar des FC Bayern München, heute als Botschafter für diesen Verein unterwegs, holte uns in Rolândia mit seinem Auto ab, um nach Londrina zu fahren. Hier befindet sich die von ihm am 31.5.1997 gegründete „Escola Oficina Pestalozzi“, eine Einrichtung für Kinder vom 5.-15.Lebensjahr aus der Favela.
Zunächst fuhr er mit uns durch ein sichtbar armes Viertel, welches sich durch den Schmutz, eingefallene Häuser, Müll, ausgeschlachtete Autowracks sowie ungewaschene und lumpige Kinder von anderen unterschied. Weder er, noch wir stiegen aus, um uns umzusehen und vielleicht mit dem Einen oder Anderen Kontakt aufzunehmen. Die Gewalt in diesen Slums, brasilianisch „Favelas“, ist zu groß. Wie trostlos die Gesichter der Menschen dort aussahen, wie teilnahmslos, wie perspektivlos.
Gut, bei gefühlten fast 40 Grad würde sich in Deutschland auch niemand mehr als nötig bewegen, nur ist die Situation für diese Menschen, die kaum etwas zu essen haben, sehr, sehr trostlos. Um so mehr bewunderten wir das unbändige Engagement der Menschen um Giovane, die diesen Kindern eine Chance bieten und ihnen menschliche Wärme, Geborgenheit und Zuversicht geben möchte.
Hinein ging es in die blau-weiß gestrichene Einrichtung über einen verschlossenen Zaun mit Stacheldraht. Sofort fielen uns ballspielende Kinder von ca. 5 Jahren in einer für Brasilien typisch überdachten betonierten Sporthalle mit Wellblechdach auf. An den Wänden des Gebäudes gemalte Bilder, die den Kindern immer wieder aufmerksam machen sollen, dass sie achtsam und gewaltlos miteinander umgehen sollen. Ein ganz toller Gedanke, den man in Deutschland auch einführen könnte…
Das Projekt arbeitet nach der Philosophie von Pestalozzi, was wir an der gütigen und geduldigen Art der Lehrerinnen und Betreuerinnen spürten. Wir würden die Beschäftigung der Kinder vergleichen mit einem in Deutschland existierenden Hort.
Die Kinder sind oft Opfer von Vernachlässigung, häuslicher Gewalt und Hunger, weil sich ihre Eltern wegen der Drogen- oder Alkoholabhängigkeit nicht um sie kümmern. So bekommen einige oft erst nach 2 Tagen etwas zu essen, und das auch nur im Projekt. Wir sahen Klassenräume, in denen Kinder mit Setzbaukästen aus Deutschland bastelten oder an PCs kreatives Arbeiten lernten, die von einem einheimischen Unternehmen gesponsert wurden. Sie musizieren und haben eine Bibliothek, in der ihnen vorgelesen wird.
Die Kinder sind dort im Wechsel zum öffentlichen Schulunterricht entweder von um 7.00-12.00 oder von 14.00-18.00 Uhr untergebracht. Einmal in der Woche kommt ein Zahnarzt kostenlos zu den Kindern. Es gibt auch eine Elternsprechstunde, die einmal monatlich abgehalten wird. Vom Lehrkörper wird ein Jahresplan für die Kinder entwickelt, der als Nachweis über das Erreichte sowohl für die Gemeinde, als auch für die Stiftung gilt. Eine Sozialpädagogin geht in die Favela zu den Familien und kontrolliert die Obhut der Kinder. Sie ist die gute Seele des Projektes, da sie über alles Bescheid weiß.
Diese Einrichtung hat gemäß unserer Nachfrage keine religiöse Ausrichtung. Die Lehrer werden von öffentlichen Geldern bezahlt, Kontrollen bezüglich Hygiene und Sicherheit sind nicht selten. Das Projekt arbeitet Generationen übergreifend, d.h. Kinder die ehemals dort waren und nun selbst Eltern sind, bringen ihre Kinder wieder dorthin…

Wir erfahren, dass sich die Favela seit der Eröffnung des Projektes strukturell verbessert hat. So wurde eine Straße dorthin gebaut. Leider ist der unsagbare Müll ein großes Problem, denn wenn die Regenzeit beginnt, vermehren sich dort die Mücken, wie Dengue oder Zika, und verursachen tödliche Krankheiten.
Nach einer Einladung zum Mittagessen, welches wir aus Zeitgründen absagten, ging es weiter zum nächsten Projekt.

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„Oh du fröhliche“ in Brasilien

Es sollte ein entspannter und gemütlicher Tag in Rolandia werden… 

Da die Apotheke unserer Gastgeber auch am Samstag geöffnet ist und folglich alle arbeiten mussten, planten wir beim Frühstück, dass wir zumindest den Vormittag allein in der Stadt verbringen wollten.
Aus diesem Plan ergab sich ein Ausflug in die deutsch-brasilianische Kultur der Stadt Rolândia. Die Stadt hat ihre Wurzeln in einer Siedlung für 400 deutsche Familien, die 1932 im Urwald von Parana gegründet wurde. In den folgenden Jahren kamen viele Deutsche in die Stadt. Viele von ihnen bzw. ihre Nachfahren leben heute noch hier. Daher sprechen hier heute mehr Personen deutsch, als englisch. 

Unser „Ausflug“ begann mit einem spontanen Treffen mit Elisabeth, der Deutsch-Brasilianerin, die uns schon am Anfang der Woche begleitet hatte, um in Schulen und Kitas zu übersetzen. Elisabeth ist Mitglied in einem deutschen Chor mit 14 Mitgliedern. An diesem Samstag hatte der Chor einen Auftritt in der Innenstadt, dem wir beiwohnten. Schnell kamen wir mit den Chorsängern ins Gespräch und bei der Zugabe auf Wunsch eines Lokalpolitikers wurden wir spontan dazu gerufen….also sangen wir bei 40 Grad im Schatten „Oh du fröhliche“!!!

Auch die „Zumba“-Gruppe, die nach dem Chor ihren Auftritt hatte, lud uns zur Teilnahme ein. So kamen wir vom deutschen Weihnachtslied zu lateinamerikanischen Tänzen.

Eine der deutschen Chordamen lud uns anschließend in „Omas Kaffeehaus“ (DAS ist der Originalname) zu Currywurst und Kaffee ein. Von ihr erfuhren wir ein wenig von den verschiedenen Lebenswegen der hier ansässigen Deutschen…viele kamen vor dem 2. Weltkrieg auf der Flucht vor dem NS-Regime, andere kamen nach 1945 als geflohene NS-Funktionsträger, wieder andere kamen als Missionar im Auftrag der Kirche.

Allein an diesem Beispiel zeigt sich die Vielschichtigkeit dieses Landes und insbesondere der Region um Rolândia…

Pharmazie ist nicht gleich Pharmazie…

Wir sind längst nicht fertig mit unseren Informationen über das Land und die Leute…

Ein Besuch in Jaquelines eigener Apotheke zeigte uns nicht nur einen modernen Bau mit sorgfältig gekleidetem Personal und einer akribisch geordneten Produktpalette, sondern auch den ruhigen und sachkundigen Umgang mit den Menschen. Beim Blick in die Regale fiel auf, dass viele Medikamente identisch zu denen in Deutschland sind. Allerdings bemerkten wir, dass die Dosierungen hier in Brasilien häufig deutlich geringer sind, als die bei uns. Außerdem gibt es mehr kombinierte Standardmedikamente. Produkte, wie zum Beispiel sehr starke Schmerztabletten, sind hier unter Verschluss. Ebenso gibt es kaum Zäpfchen, die bei uns vor allem für Kinder genutzt werden. Die Apotheke darf nur geöffnet sein, wenn ein sogenannter Pharmazieingenieur vor Ort ist. Geöffnet ist die ganze Woche bis durchgehend von 8 Uhr bis 19 Uhr, außer Sonntag.

Weiterhin lernten wir, dass es daneben in Brasilien Apotheken gibt, in denen Rezepte eingelöst werden, auf denen eigens zusammengesetzte Rezepturen stehen. Diese Rezepte dürfen ausschließlich vom Arzt verordnet werden und die fertigende Apotheke darf von dieser Rezeptur nicht abweichen! Diese „Manufakturapotheken“, die selbständig die Inhaltsstoffe in die Kapseln einbringen, existieren seltener. Dieses Modell ist uns aus Deutschland nicht bekannt. Da wir großes Interesse zeigten, hat uns die Inhaberin alle Produktionsetappen und auch die Fertigung beschrieben. Diese ist für alle Kunden sichtbar hinter einer großen Glasscheibe. Die Pharmazeuten arbeiten mit Mundschutz unter saubersten Bedingungen für alle sichtbar. Medikamente, die aus verschieden zusammengesetzten Wirkstoffen bestehen, die der Arzt auf dem Rezept zusammenstellt, sind zum Beispiel Multivitaminpräparate, Schmerzmedikamente mit unterschiedlichen Substanzgruppen, Lotionen, Cremes und Salben für die Haut, zum Beispiel gegen allergische Hautreaktionen. Das Prinzip unterscheidet sich also von dem einer homöopathischen oder naturheilkundlichen Produktpalette. Da diese Produkte in Deutschland vorzugsweise in Drogerien oder Discountern freiverkäuflich sind, wird diese Art einer Apotheke bei uns wahrscheinlich nicht existieren können…

 

 

 

 

Schule in Brasilien

„Zurück in die Schule“ war heute unser Motto.

Heute stand für uns ein Besuch im Alfa College in Rolandia auf dem Programm. Das Alfa Collage ist eine Privatschule und wäre vom Schulabschluss wohl am ehesten mit einem deutschen Gymnasium zu vergleichen. Allerdings haben wir hier bereits gelernt, dass es in Brasilien kein Abitur oder ähnliches gibt. Stattdessen legen die Schüler, die nach der Schule studieren wollen, einen Test für das jeweilige Studienfach ab, der darüber entscheidet, ob sie zum Studium zugelassen werden.

Das Alfa College ist nicht nur Gymnasium, sondern auch Kita und Grundschule. Die Kinder kommen hierher, sobald sie 1 Jahr alt sind und durchlaufen dann alle Jahrgangsstufen bis in die 12. Klasse. Wir erfahren, dass man in Brasilien Schulgebühren bezahlen muss. In Privatschulen, wie dem Alfa College, sind diese Gebühren höher als an staatlichen Schulen und betragen etwa 300 Reais (etwa 100€) im Monat.

Der gesamte Schulkomplex wirkt sehr sehr sauber und gut strukturiert. Man merkt schnell, dass die Schüler hier eher privilegiert sind. Beim Rundgang mit der Schulleiterin berichtet sie uns, dass alle Schüler – von den Kleinsten in der Kita, bis zu den Ältesten in der Oberstufe – Schuluniform tragen müssen. Diese Uniform besteht an den meisten Schulen allerdings nur aus einem T-Shirt mit dem Schullogo.

Der Unterrichtsablauf ist von dem in Deutschland verschieden. Im Alfa College ist Schulbeginn um 7.30 Uhr und Unterrichtsende  ist um 12.30 Uhr. Einmal in der Woche ist auch am Nachmittag Unterricht. Anders als an deutschen Schulen ist auch samstags Unterricht und es finden Prüfungen statt….und das an JEDEM Samstag.

Im Gespräch berichtet man uns, dass dies eine Besonderheit des Alfa College ist. An staatlichen Schulen haben die Kinder entweder nur am Vormittag von 7.30 Uhr bis 12 Uhr oder nur am Nachmittag von 14-18 Uhr Unterricht.

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KinderLachen und Cervin

Ein aufregender Tag geht zu Ende…

Unser Weg führte uns hinaus „auf das Land“, das hier in Rolandia schon unmittelbar hinter der Stadtgrenze beginnt. Kaum haben wir die letzten teilweise verlassenen, teilweise bewohnten Häuser hinter uns gelassen, erstrecken sich vor uns nahezu unendliche Weiten aus Feldern, Graslandschaften und Wäldern.
Unser Ziel des Tages ist „Cervin“. Der Cervin ist eines der bekanntesten Drogentherapiezentren in Brasilien. Gegründet im Jahr 1985 von einem deutschen Missionar der Marburger Mission bietet das Zentrum heute Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen Zuflucht im Kampf gegen ihre Sucht.
Wir werden von Udo empfangen, einem Brasilianer, der perfekt Deutsch spricht und selbst zur Marburger Mission gehört. Er arbeitet hauptberuflich im Cervin und berichtet uns, dass die Abhängigen freiwillig um Aufnahme in das Projekt bitten. Sie haben alle Probleme mit Alkohol und/oder Drogen. Im Normalfall bleiben Sie für 6 Monate im Projekt und machen hier den Entzug.
Wir erfahren von Udo, dass die jüngsten Kinder, die hier herkommen, 12 Jahre alt sind. Der Älteste ist 75 Jahre alt.
Im Haupthaus des Cervin – einem großzügigen Anwesen – leben heute bis zu 20 Kinder und Jugendliche und 50 Erwachsene. Für Frauen gibt es ein eigenes Projekt ein paar Kilometer entfernt…
Im Projekt gehen die Kinder zur Schule. Neben der Schularbeit müssen sie zudem in der eigenen Landwirtschaft helfen. Cervin hat große Felder mit Mais und Sojabohnen, hält Kühe und Schweine sowie Hühner und versorgt sich so selbst. Was überschüssig ist, wird verkauft, um Gelder für das Projekt zu erhalten.

Wir sind der festen Überzeugung, dass der Cervin eine wundervolle und sehr wichtige Arbeit leistet. Er gibt den Abhängigen die Chance, in ein geregeltes Leben zurückzufinden. Die Atmosphäre und die Einstellung der Angestellten beeindrucken uns. Sie alle folgen den christlichen Gedanken der Nächstenliebe.
Begeistert von diesem Projekt und mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken im Gepäck fahren wir vom Land zurück in die Stadt. Auch wenn dies nur ein paar Kilometer sind, ist es doch der Weg in eine andere Welt.

 

 

 

Menschlichkeit in Brasilien

Guten Morgen Rolandia, guten Morgen Brasilien!

Tag 2 unserer Reise in das Ungewisse begann nach unruhigen Träumen, weil der „Arbeitsmodus“ immer noch in uns steckt, die Nacht von einem unruhigen Hundegebell, einem regen Zug- und Autoverkehr durchbrochen wurde… Nach einem gemütlichen Frühstück, welches genauso wie in Deutschland aus Toast, Butter, Käse und Honig besteht, nur mit einem viel reicherem Obstanteil, fuhren wir gestärkt zu Elisabeth, einer deutsch-sprechenden Brasilianerin, die uns eine wichtige Stütze beim Informationsfluss zu den vor Ort lebenden und arbeitenden Menschen war. Endlich kamen wir zu „unseren“ Kindern im „Centro Muncipal De Educacáo infantil“, die artig in den Räumen von ihren liebevollen Betreuerinnen umsorgt wurden. Wir erfuhren, dass die Kinder zum Teil aus zerrütteten Familien stammen, oder aus Familien, bei denen die Eltern Arbeit haben und sich deshalb nicht um die Kinder kümmern können. Das jüngste Kind war noch ein Baby, die ältesten sind maximal 5 Jahre alt…Beeindruckt haben uns die Variabilität der Lernmethoden, nach denen die Kinder beschäftigt wurden und obwohl die kleinen Geister sehr energiegeladen sind, haben sie dennoch einen entsprechenden Respekt vor ihren Erziehern…schnell fanden wir zueinander Kontakt und schließlich erhielten alle von uns die von lieben Menschen aus Deutschland gespendeten Kuscheltiere. Die Freude und das Glück dieser kleinen Kinderseelen kann keiner nachempfinden, der so etwas noch nicht erlebt hat…viele drückten es gleich an sich, als wenn sie es nicht mehr loslassen wollten… Wir erfuhren von den brasilianischen Strukturen bezüglich Familie, Arbeits- und Lebensbedingungen.

Danach ging es weiter zum „Recanto dos Anjos“, einer katholischen Einrichtung für Kinder. Auch hier spürten wir die Wärme und liebevolle Fürsorge der Betreuerinnen für die Kinder. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einem Lied zum Abschied fuhren wir weiter ins einzige städtische Krankenhaus „Hospital Sāo Rafael“. Auch dort gibt es den gewissen Unterschied zwischen privaten Patienten und den anderen, was sich unter anderem in der Einrichtung und Betreuung zeigte. Das Prinzip der Differenzen zwischen privat und staatlicher Versorgung ähnelt sich mit Deutschland, wenn auch auf viel geringerem Level der Versorgung…

Durch den Jetlag, das feuchtwarme Klima, die auf uns einstürmenden neuen Eindrücke waren wir völlig geschafft und beendeten den Tag mit einer Stadtbesichtigung und einer Einladung bei der Familie di Silva. Wie schön zu spüren, dass extra unseretwegen ein Grillfest mit ALLEN Familienmitgliedern organisiert wurde…wäre das bei uns ähnlich??? Wir genossen diese Atmosphäre…Erschöpft aber glücklich fielen wir um Mitternacht ins Bett. Heute erwartet uns eine Einrichtung für Suchtkranke, die ein Schweizer Paar gegründet hat. Eine neue Erfahrung wartet auf uns!

KinderLachen in Brasilien

Sonntag, 5.3.2017; 12.15 Uhr Ortszeit in Brasilien…wir sind auf dem Flughafen Londrina gelandet. Hinter uns liegen mehr als 28 Stunden Anreise.

Unser Weg führte uns von der Insel über Berlin und Frankfurt nach Sao Paulo. Dort gelandet konnten wir die ersten Eindrücke in diesem riesigen Land sammeln….die Brasilianer scheinen unfassbar gelassen und entspannt. Alles geschieht in einer großen Ruhe…

Was wir beim Landeanflug aber auch schon sehen konnten, sind die enormen Unterschiede in dieser Stadt und in diesem Land. An den Flughafen grenzen bereits große Favelas – die Armenviertel- an.

Für uns geht es aus der Metropole weiter auf das Land. Genauer gesagt nach Londrina. Eine Stadt mit 500.000 Einwohnern. Hier werden wir von Jacqueline und ihrem Vater abgeholt. Beide hatten wir durch einen glücklichen Zufall auf Rügen kennengelernt und im Gespräch entstand die Idee, nach Brasilien zu kommen, um hier vor Ort zu sehen, wie KinderLachen009 Rügen e.V. die Projekte für Straßenkinder und die Ärmsten der Armen unterstützen kann.

Zusammen fahren wir daher in ihre Heimatstadt nach Rolandia – 25 km von Londrina entfernt. Wir werden von der gesamten Familie unglaublich herzlich und gastfreundlich in Empfang genommen und direkt mit einem brasilianischen Essen aus Schweine- und Rindfleisch mit Bohnen und Reis sowie Maniok begrüßt…Im Gespräch mit der Familie erfahren wir nicht nur, wie stolz sie alle auf ihr Land sind und wie wichtig hier der Zusammenhalt in der Familie ist. Unsere Gastgeber berichten auch von den vielen sozialen Problemen und Herausforderungen, denen sich sowohl staatliche als auch kirchliche und private Initiativen täglich aufopferungsvoll stellen, um die Unterschiede in der Gesellschaft nicht zu gross werden zu lassen und die sozial schwachen Personen in die Gesellschaft zu integrieren.

Die Entdeckungsreise Brasilien kann beginnen. Wir sind uns an diesem ersten Abend schon sicher, dass viele spannende und interessante Eindrücke und Erfahrungen auf uns warten…

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